F Referenz Tailoring
F.1 Projekttypen und Projekttypvarianten
F.1.2 Systementwicklungsprojekt (AG/AN)
F.1.2.1 AG/AN-Projekt mit Entwicklung, Weiterentwicklung oder Migration
Die Projekttypvariante AG/AN-Projekt mit Entwicklung, Weiterentwicklung oder Migration kommt nur für Projekte des Projekttyps Systementwicklungsprojekt (AG/AN) in Betracht. Für ein Projekt ist in diesem Fall keine Trennung der Auftraggeber- und Auftragnehmerseite in zwei separate Projekte erforderlich. Infolge dessen entfallen Ausschreibungs- und Vertragswesen sowie die Erstellung formaler Angebote. Auch ist eine Organisation mit zwei Projektleiter nicht erforderlich.
Unterstützte Entwicklungsstrategien
Die Projekttypvariante AG/AN-Projekt mit Entwicklung, Weiterentwicklung oder Migration unterstützt mehrere Anwendungsszenarien: Neuentwicklung, Weiterentwicklung und Migration. Generell erfolgt die Entwicklung in dieser Projekttypvariante auf Basis von Anforderungen, die im Projekt zum Beispiel mithilfe einer Fachabteilung ermittelt wurden. Stehen die Anforderungen zum Entscheidungspunkt Anforderungen festgelegt fest, kann das System mithilfe verschiedener Vorgehensweisen (sog. Entwicklungsstrategien) umgesetzt werden. Das V-Modell bietet für diese Projekttypvariante die folgenden Entwicklungsstrategien an:
- inkrementelle Entwicklung
- komponentenbasierte Entwicklung
- prototypische Entwicklung (nur bei Verwendung des Projektmerkmals Prototypentwicklung )
Weitere Einsatzszenarien
Diese Projekttypvariante kann auch bei der Weiterentwicklung von Altsystemen verwendet werden. Über eine Entwicklung hinaus, werden die Anforderungen an das neue (Teil-)System dokumentiert, die dann in den Weiterentwicklungsprozess einfließen.
Wird ein System auf eine neue Umgebung migriert, beispielsweise auf eine neue Hardwareplattform oder Laufzeitumgebung, dann ergibt sich gegebenenfalls eine andere Grundlage für die Anforderungen. Dies können die bei der Spezifikation des Gesamtsystems (System spezifiziert) im Rahmen der Altsystemanalyse ermittelten bestehenden Funktionalitäten, Anforderungen in der Änderungsstatusliste, sowie neue Anforderungen des Anwenders sein. Eine vollständige Migration muss nicht immer erforderlich sein. Bei einer Teilmigration verbleiben Teile des Altsystems auf ihrer ursprünglichen Plattform und das neue (Teil-)System wird über Integrationstechnologien mit dem Altsystem verbunden.
Problem- und Änderungsmanagement
Das System wird in jeder Entwicklungsstrategie in Stufen entworfen, realisiert und ausgeliefert. Diese Stufen werden Inkremente genannt. Jede dieser Stufen wird einzeln abgenommen und ggf. für den Betrieb freigegeben. Bevor ein Inkrement ausgeliefert wird, kann der Systemersteller intern mehrere Iterationen durchlaufen. Jedes Inkrement beginnt mit dem Entscheidungspunkt Iteration geplant. Änderungen an den Anforderungen werden während der Entwicklung als nachträgliche Änderungen nur noch im Rahmen des Problem- und Änderungsmanagements erfasst. Zum Entscheidungspunkt Iteration geplant werden die während des Inkrements gesammelten Änderungsforderungen betrachtet und in der Planung für das nächste Inkrement berücksichtigt. Wichtige Änderungen, die beispielsweise die Architektur des Systems maßgeblich beeinflussen könnten, sollten so früh wie möglich mitgeteilt werden. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass der Anwender frühzeitig in den Besitz einer Vorstufe des Systems gelangt, die bereits die wichtigsten Grundfunktionalitäten des Systems realisiert.
Projektdurchführungsstrategie |
AG/AN-Projekt mit Entwicklung, Weiterentwicklung oder Migration |
Projektmerkmale |
Ausgewählte Ablaufbausteine |
Abnahme, Inkrementelle Systementwicklung, Komponentenbasierte Systementwicklung |