B Konzepte und Inhalte des V-Modell XT Bund
B.1 Grundkonzepte
B.1.6 Änderungen gegenüber dem V-Modell XT
B.1.6.2 S-O-S-Methode
Das V-Modell XT Bund unterstützt alle Projektgrößen, von Kleinprojekten bis hin zu Programmen. Für das Management von Großprojekten und Programmen berücksichtigt das V-Modell XT Bund seit der Version 1.1 die Vorgaben der S-O-S-Methode©.
Die S-O-S-Methode© definiert 13 Erfolgsfaktoren für Großprojekte in drei Kategorien: "Strategische Ausrichtung“, "Organisatorisches Umfeld und Projektmitarbeiter“ sowie "System- und Methodenunterstützung“. Auf diese Erfolgsfaktoren kann der Projektleiter mit Hilfe von zehn Projektmanagement-Disziplinen einwirken, wobei die Disziplinen anders "geschnitten" sind als im V-Modell. Die Disziplinen reichen von Standards wie Projektplanung und Qualitätsmanagement bis hin zu speziellen Maßnahmen und Instrumenten, die für IT-Großprojekte der öffentlichen Verwaltung besonders wichtig sind. Zu Letzteren zählt vor allem die Festlegung der Projektrahmenbedingungen, die es z.B. der Projektleitung in einem komplexen Umfeld mit vielen Stakeholdern und unklaren oder widersprüchlichen Prioritäten ermöglicht, die notwendige Vorabstimmung zu erreichen.
Auf die Struktur der im Projektverlauf zu erstellenden Produkte hat die Größe eines Projekts nur geringe Auswirkungen. Die Herausforderungen bei der Durchführung von Großprojekten liegen vielmehr in der Organisation des Projektmanagements, wie Abbildung 22 illustriert:
Abbildung 22: Projektmanagement-Charakteristika nach Projektgröße
Wenn Projekte größer werden und die Schwelle vom Großprojekt zum Programm überschreiten, wandelt sich der Charakter des Projektmanagements: Das eine große Projekt wird unterteilt in Einzelprojekte, die zusammen ein Programm (auch: Megaprojekt) bilden. Die übergreifende Koordination dieser Einzelprojekte, die alle einem Ziel dienen, ist das Programm-Management. Damit unterscheidet sich das Programm-Management sowohl vom Multiprojekt- als auch vom Portfolio-Management. Im Multiprojektmanagement steht unmittelbar nicht das eine gemeinsame Ziel im Vordergrund, sondern die standardisierte Abwicklung von Projekten. Das Portfoliomanagement wiederum agiert unabhängig vom inhaltlichen Zusammenhang der Teilprojekte und nimmt z.B. nur eine übergreifende Ressourcenallokation vor.
Der Aufwand für die Erstellung und Pflege von Managementprodukten wie dem Projektplan oder der Risikoliste steigt bei Großprojekten und Programmen überproportional an. Der dafür nach dem V-Modell zuständige Projektleiter kann diese Aufgaben nicht mehr vollständig übernehmen. Für Großprojekte und Programme sieht das V-Modell daher zusätzliche Rollen vor, die den Projektleiter bei der Produkterstellung unterstützen. Diese Rollen sowie Produktvorlagen der S-O-S-Methode werden bei entsprechender Wahl des Projektmerkmals "Projektgröße" im Tailoring in das Projekt-spezifische V-Modell integriert.